Seit einigen Wochen sind die Schulkind-Eltern im Schweizerland – insbesondere im Kanton Basel-Stadt – verwirrt, verunsichert und brüskiert. TeleBasel berichtet, Tausende von Eltern hätten sich empört an den Regierungsrat in Basel-Stadt gewandt, ein Petitionskomitee mit Nationalräten aus FDP, CVP, SVP und EDU und zahlreichen Eltern- und Familienschutzorganisationen sammelt Unterschriften.
Ein Streit um Kompetenzen
Für mich als betroffener Vater von vier Kindern ist dabei die Frage nach den Kompetenzen zentral, denn am Anfang steht ja in den Medien und in der öffentlichen Wahrnehmung der Konflikt, dass ich als Vater angeblich nicht in der Lage oder nicht Willens sei, meine eigenen vier Kinder auf eine mündige und reife Sexualität hin zu erziehen. Deshalb sollen nun meine vier Kinder zukünftig behördlich verordnet und ohne Dispensationsmöglichkeit zwangsweise in der Schule durch die Lehrpersonen aufgeklärt werden.
Zwar formuliert das im Auftrag des Bundes neu aufgebaute Kompetenzzentrum „Sexualpädagodik und Schule“ das Ziel, die Familie bei der Sexualerziehung zu unterstützen, bei den zahlreichen adressierten Zielgruppen sind aber interessanterweise die betroffenen Eltern und Familien NICHT aufgeführt. Wenn ich die mediale und politische Diskussion verfolge, frage ich mich, wo der in der Schweiz hoch gehaltene Wert der Partizipation der Betroffenen – eben der Eltern – und der Minoritätenschutz – in diesem Falle insbesondere sexualmoralisch sensible Kreise mit wertekonservativem und religiösem Hintergrund – in diesem Problemlösungsansatz und der Entscheidfindung geblieben sind?
Und dicht darauf folgt für mich die Kompetenzfrage, was denn nun tatsächlich das kompetente Wissen im Umgang mit Sexualität ist, oder ob sich im aktuellen Streit um die Frühsexualaufklärung nicht einfach zwei Lager gegenüber stehen, die im Grunde zwei ideologische Wertemodelle vertreten, und deshalb beide eigentlich befangen sind und keine der beiden Seiten mir als Vater meiner Kinder tatsächlich qualifizierte und neutrale Grundlagen liefert.
Die Gegner der Frühaufklärung aus kirchlichem und konservativem Lager
Die Motivation der Gegner der Frühsexualaufklärung ist offensichtlich und leicht erkennbar: Wertekonservative Kreise aus dem Umfeld der katholischen Kirche und der evangelischen Kirchen und Gemeinschaften (wo stehen eigentlich die Moslems?) sowie Nationalräte aus FDP, CVP, SVP und EDU kämpfen für ihre Werte und für ihr Verständnis von menschlicher Würde, Elternschaft und intim-sexueller Partnerschaft. Dabei geht es letztlich um Aspekte wie:
- Unterscheidung von Bildung und Erziehung, Zuständigkeit für die Erziehung bei den Eltern
- Freiheit der Eltern, sensible Erziehungsinhalte wie beispielsweise Fragen um die Sexualität im Einklang mit eigenen moralischen und religiösen Mitteln gestalten zu können – übrigens im Einklang mit Artikel 14 der Kinderrechte der UNICEF.
- Wer entwickelt, definiert und vermittelt die Werte, aufgrund derer partnerschaftliche und familiäre Beziehungen gestaltet werden? Ist die Vermittlung dieser Lebensgrundlagen Teil der familiären Erziehung oder der staatlichen Bildung? (Oder wie sehr sollen und dürfen sie durch Medien, Wirtschaft und Religion geprägt werden?) Ab welchem Alter und in welchem Masse können und sollen heranwachsende junge Menschen ihre Werte selbstverantwortlich wählen und leben können – und wer darf vorher in welcher Weise, mit welcher Motivation und mit welcher Priorität prägend wirken?
- Insbesondere geht es im konkreten Falle ja um die Vermittlung des Wertes, dass die Intimität der Sexualität durch eine verbindliche, exklusive partnerschaftliche Beziehung geschützt werden soll, dass also humane Sexualität nicht einfach ein animalischer Trieb ist, der zügellos ausgelebt werden soll oder kommerziell ausgebeutet werden soll, sondern dass er in Kombination mit der nötigen Verantwortlichkeit kultiviert werden soll – insbesondere unter Wahrung der menschlichen Würde und in Verantwortlichkeit gegenüber der Persönlichkeit des intimen Sexualpartners und gegenüber etwaigen Folgen des Sexualkontaktes – nämlich der Zeugung einer neuen menschlichen Persönlichkeit.
Leider bleibt die entsprechende Argumentation der konservativen und kirchlichen Kreise meistens im vagen moralischen oder religiösen Bereich hängen. Viel zu wenig werden soziologische Realitäten, Grundlagen und Wirksamkeiten der eigenen Werte erforscht, viel zu wenig können die eigenen Vorstellungen rational nachvollziehbar und argumentativ sauber begründet werden. Viel zu wenig kann nachgewiesen werden, wie viel denn nun die eigenen Werte effektiv wert sind – gerade auch in einem beziehungsökonomischen und gesellschaftsökonomischen Sinne.
Dabei könnte wissenschaftliches – insbesondere auch sozialempirisches, neurologisches und ökonomisches wissenschaftliches Arbeiten im Bereich der Beziehungs-, Erziehungs- und Sexualforschung zu Überraschungen führen: nämlich dass manche dieser konservativen Werte eigentlich überraschend sinnvoll und wertvoll sein könnten.
Nur schon eine kurze spontane Internet-Recherche führte mich zu folgenden überraschenden Fakten aus dem Bereich der Sexualität und Beziehung, die ich hier beispielhaft auflisten möchte. Den oben genannten wertkonservativen Kreisen sollte es eigentlich der Wert sein, diese Fakten zu verifizieren und vertieft wissenschaftlich zu untersuchen:
- Sex wird zu 95% in festen Beziehungen gelebt (Prof. Volkmar Sigusch).
- Verheiratete haben am meisten Sex. (London School of Hygiene & Tropical Medicine)
- Singles sind nur zu 27% mit ihrem Sex zufrieden, Verheiratete immerhin zu 42%. (Durex)
- Nur 22% der weiblichen Singles bekommen bei ihren Dates regelmäßig einen Orgasmus aber jede dritte Frau in einer festen Beziehung. (Durex)
- Die Orgasmushäufigkeit steigt tendenziell mit fortdauernder Beziehung. (Durex)
- Bei Frauen steigt die sexuelle Zufriedenheit nach 15 Jahren Beziehung deutlich an. (Kinsey Institute)
- Männer brauchen mehr Zärtlichkeit (Kinsey Institute)
- Sex verkauft nicht mehr – erotische Reklame verfehlt ihr Ziel. (Medical Research Council UK).
Fachkompetenzen und aktuelle wissenschaftliche Studien
Beim Blick auf die treibende Seite der Frühsexualaufklärung an den Schulen wird die Offenlegung eigener persönlicher ideologischer, religiöser oder weltanschaulicher Grundlagen und Motive tunlichst vermieden – schliesslich geht es darum, fachlich korrekte Grundlagen für staatliche Programme zu liefern – hoffentlich parteipolitisch, religiös und weltanschaulich neutral und unabhängig.
Und offensichtlich immer noch im Zeitalter des veralteten Paradigmas, dass der wissenschaftliche Experte tatsächlich in der Lage sein könnte, sein Forschungsthema objektiv und unabhängig von seiner persönlichen Position zu untersuchen.
Schliesslich geht es darum, im Auftrage eines Bundesamtes ein mit Steuergeldern finanziertes Kompetenzzentrum aufzubauen. (Vielleicht liegt ja das Problem darin begründet, dass das Bundesamt für Gesundheit federführend ist und dass wir in der Schweiz weder ein Bundesamt für Familie noch ein Bundesamt für Kindheit noch ein Bundesamt für Elternschaft kennen?)
Gegenüber einem mit Bundesgeldern finanzierten Kompetenzzentrum an einer Fachhochschule kann ich in Fragen der Sexualpädagogik natürlich kaum mehr Kompetenzen als meine persönliche Kompetenz als Vater reklamieren.
Da uns der Cyberspace aber eine allgemeine und demokratische Verfügbarkeit des publizierten akademischen Wissens ermöglicht hat, führt mich eine kurze Recherche doch zu einigen interessanten Studien und Aussagen – wissenschaftlich gestützte Aussagen, die mich als betroffenen Vater prinzipiell stutzig machen und mich die Grundlagen der behördlichen Konzepte und Gutachten und die Zielsetzung des Kompetenzzentrums: „Sexualerziehung soll schweizweit in den Lehrplänen der gesamten Volksschule verankert werden“ anzweifeln lassen.
Ich muss mich sogar fragen, ob es nicht dringend nötig ist, gewissen Meinungen, die heute allgemein verbreitet sind, dringend zu überprüfen – oder andernfalls unbedingt die entsprechenden Falsifikationen offenzulegen und die entsprechenden Meinungen in den Bereich der modernen Mythen zu verbannen (oder vielleicht sogar in den Bereich der ideologischen Propaganda?)
Hätten Sie es gewusst? Für mich ist es überraschend, was aktuelle wissenschaftliche Studien aufzeigen, die damals breit in den deutschen Medien aufgegriffen worden sind:
- Gemäss einer globalen Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine kann wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, dass Jugendliche in den letzten Jahrzehnten immer früher sexuell aktiv werden. Gemäss dieser Studie erleben die Jugendlichen in fast allen Ländern der Welt ihren ersten Geschlechtsverkehr zwischen 15 bis 19 Jahren. In der Schweiz geschieht dies gemäss Studie im Schnitt im Alter von 18,5 Jahren. Der Anteil der Jugendlichen, die vor ihrem 15. Altersjahr sexuelle Erfahrungen sammeln, ist in Europa in den letzten Jahrzehnten nahezu stabil geblieben – und liegt in der Schweiz bei etwa 5%.
Aufgrund dieser empirischen Fakten über das tatsächliche Altersverhältnis frage ich mich als Vater, weshalb dann meine Söhne dringend und proaktiv im Kindergarten und in der Primarschule durch Lehrpersonen aufgeklärt werden müssen? (Nur zur Klarstellung: Da meine Frau und ich vier gemeinsame Kinder haben, habe ich die Frage „Woher kommen die Babys“ schon mehrmals aus aktuellem Anlass mit meinen Buben diskutiert …)
- Übrigens – eine gross angelegte wissenschaftliche Studie in UK konnte keinen Erfolgsnachweis des modernen staatlich verordneten Sexualkundeunterrichtes in der Schule bezüglich der Prävention von Teenager-Schwangerschaften und Teenager-Abtreibungen erbringen. (Medical Research Council UK)
- Erstaunlich ist für mich auch, dass der Behördenvertreter Basel-Stadt im TeleBasel-Interview kritisiert, dass rund die Hälfte aller Jugendlichen während der ganzen Schulzeit nichts über Homosexualität hören. Eine im Auftrag von EUROGAY durchgeführte repräsentative Umfrage ergab, dass sich nur 4,1 Prozent der Männer und 3,1 Prozent der Frauen als homo- oder bisexuell bezeichnen. Und bei mir taucht die Frage nach der Verhältnismässigkeit und den wissenschaftlich gestützten Grundlagen auf, weshalb es denn so wichtig ist, dass alle Kinder in der Schule durch ihre Lehrpersonen proaktiv über Homo- und Bisexualität aktiv aufgeklärt werden müssen? (Und auch hier zur Klarstellung: der Präsident von network GAY LEADERSHIP war mein bester Schulfreund.)
Doch wie gesagt – als Vater bin ich ja aus Behörden- und Expertensicht keine sexualpädagogische Fach- und Kompetenzperson und bin deshalb wohl einfach zu blöd, um zu begreifen, weshalb diese aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse so wenig in unsere Meinungen und in unsere Diskussionen einfliessen.
Doch als Bürger und Steuerzahler frage ich mich, ob wir nicht zuerst wissenschaftliche Grundlagen klären sollten – bzw. eben aktuelle Erkenntnisse verwenden sollten – bevor wir als Eltern akzeptieren, dass die Behörden derart einschneidende Massnahmen gegenüber unserer elterlichen Kompetenz durchsetzen.
Aber vielleicht tauchen ja hier noch zwei ganz andere prinzipielle Probleme auf
Wenn ich nun intrigieren möchte, dann würde ich mich jetzt fragen, ob ein Fachhochschulinstitut überhaupt qualifiziert ist, Forschung und Argumentation auf akademischem Niveau zu betreiben und Expertisen und Konzepte wissenschaftlicher Güte zu erstellen, die dann verbindliche Grundlage staatlicher Regelungen sind? Im Rahmen der Internet-Recherchemöglichkeiten ist es für mich auf alle Fälle nicht möglich, die spezifischen fachlichen Kompetenzen und nötigen akademischen Qualifikationen des „Kompetenzzentrums Sexualpädagogik und Schule“ und des Leiters des Kompetenzzentrums zu verifizieren. Dies obwohl gerade im „akademischen Markt“ immer sehr grosser Wert auf den formellen Qualifikationsnachweis und auf Leistungsnachweise durch hochwertige Publikationen und eigene Forschungsprojekte gelegt wird.
Und ich würde mich fragen, ob es wirklich zielführend ist, wenn Fachhochschulen zunehmend Auftragsgutachten für behördliche Auftraggeber erstellen – die nötige akademische Freiheit und Unabhängigkeit wird auf diesem Wege wohl kaum sichergestellt, da auf diesem Wege ja wohl keine billige Alternative zur universitären Forschung entsteht sondern eine marktverzerrende Konkurrenz zum professionellen Consulting. Und eben gerade diesem Consulting wird ja üblicherweise vorgeworfen, dass es aufgrund der finanziellen Abhängigkeit vom Auftraggeber kaum in der Lage ist, unabhängige Analysen und Gutachten in wissenschaftlicher Freiheit zu erstellen.
Zehn Thesen zu aktuellen Unklarheiten bei den betroffenen Familien
Für mich als betroffener Vater sind die tatsächliche Situation und entscheidende Aspekte diffus, Klärung und Positionsbezug sind nötig – auf Eltern- und auf Behördenseite:
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Es ist nach wie vor nicht klar, mit welchen konkreten Materialien unsere Kinder in den Kindergärten und Schulen in Basel konfrontiert werden und ob die Altersgerechtheit sichergestellt ist.
Oder ist es aufgrund dieses Schreibens an die Basler Lehrpersonen für Sie ersichtlich, welches Material nun für welche Altersstufe verwendet werden soll? Oder weshalb der Basler Behördenvertreter gegenüber TeleBasel eine Sex Box für den Kindergarten zeigt – mit Büchern für 8-Jährige und für 9-Jährige obendrauf (Minute 01:09-01:45)?
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Wie der Basler Erziehungsdirektor bekräftigt, darf es sich nur um ein ergänzendes Programm zur passiven und situativen Unterstützung der Eltern handeln, die sich gemäss zahlreicher Meinungen angeblich mit dieser intimen Aufgabe selbst überfordert fühlen und keinesfalls um einen obligatorischen Übergriff in die Verantwortlichkeit der Eltern. Und auch das Kompetenzzentrum formuliert als Ziel die Unterstützung der Familien in der Sexualerziehung. Und genau dieser unterstützende Charakter zu gunsten der Familien muss gewährleistet werden – und nicht etwa die zwangsweise Delegation auf behördliche Anweisung hin!
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So muss dringend empirisch und repräsentativ abgeklärt werden, ob sich tatsächlich so viele Eltern von einer angemessenen und rechtzeitigen Sexualaufklärung ihrer eigenen Kinder überfordert fühlen.
Oder handelt es sich hier auch wieder um einen der oben erwähnten Mythen? Denn schliesslich sprechen wir hier von uns – von der Spätbabyboomer- und Pillenknick-Generation und nicht von unseren Urgrosseltern. Wir – die heutige Elterngeneration – sind mit Bravo und Tutti Frutti aufgewachsen. Wird hier immer noch mit einem Klischee prüder und sexuell inkompetenter Eltern operiert, das mit Blick auf die Geschichte der Sexualaufklärung im 20. Jahrhundert eigentlich seit Jahrzehnten überholt sein sollte? Und falls die heutige Elterngeneration tatsächlich immer noch so inkompetent im Umgang mit der eigenen Sexualität und der Sexualaufklärung sein sollte wie unsere eigenen Urgrosseltern vor dem zweiten Weltkrieg – was haben dann die öffentlichen und schulischen Massnahmen der letzten Jahrzehnte genau in diesem Bereich gebracht – denn dieses Thema ist in den Schulen ja nicht erst seit 2011 aktuell. Immerhin stammt der umstrittene Film „Sex – eine Gebrauchsanweisung für Jugendliche„, der zu den Bestandteilen der Sexbox für die Orientierungsschulen Basel-Stadt, d.h. für die 12-13 jährigen vorpubertierenden Schülerinnen und Schüler zählt, aus dem Jahre 1988! Wer also jünger als 40 Jahre ist, hat mit grosser Wahrscheinlichkeit diesen Film selbst schon in der Schule gesehen. Ist dann eben gerade diese verordnete schulische Sexualaufklärung tatsächlich ein effektives Mittel, damit unsere Kinder eine selbstbestimmte, verantwortungsbewusste und angstfreie Sexualität entwickeln können?
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Das publizierte Ziel der behördlichen Massnahmen besteht in der Unterstützung der Familien in der Sexualerziehung . Das heisst für mich, dass zwingend geklärt werden muss, welche Massnahmen ergriffen und wie staatlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können, damit eben Eltern ermutigt und gefördert werden, um genau diese Verantwortlichkeit und Kompetenz und die entsprechende erzieherische Aufgabe wahrzunehmen.
Weshalb werden stattdessen auf behördlichem Wege Kompetenzen auf staatlicher Seite statt in den Familien aufgebaut und weshalb werden zusätzliche Anforderungen an Lehrpersonen geschaffen, die sich bei anderer Gelegenheit beschweren, dass neben dem ursprünglichen Bildungsauftrag immer mehr erzieherische Aufgaben durch die Schule erfüllt werden müssen und das Leistungsportfolio der Lehrpersonen übermässig strapaziert sei?
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Aus gesellschaftlichem Interesse heraus müssen wir dringend über ein nachhaltiges und breit abgestütztes „Eltern-Kompetenzsteigerungs-Programm“ sprechen.
Lehrpersonen sind keine Ersatz-Eltern, Lehrpersonen sind professionell gebildete und tätige Bildungsfachleute. Die Erziehungskompetenz liegt üblicherweise bei den Eltern, diese Kompetenz soll gezielt und nachhaltig bei den Eltern gefördert werden.
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In dieser ganzen Thematik muss der Minoritätenschutz berücksichtigt und die Religionsfreiheit für konservative Christen und Muslims und Angehörige weiterer sensibler Religionen gewährleistet sein, denn Aspekte der Sexualität, der partnerschaftlichen Beziehungen und der Familie haben bei diesen eine wichtige integrale religiöse Bedeutung.
Ob wohl der Riehener Unternehmensberater Johannes Czwalina zukünftig wieder Bussgelder für Muslimfamilien bezahlen wird? Dieses Mal nicht nur, weil diese sich weigern, ihre Töchter in den Schwimmunterricht zu schicken, sondern weil sie sich weigern werden, ihre Töchter in den Frühaufklärungsunterricht zu schicken? Und wird er dieses Mal auch für fromme Christen bezahlen?
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Es ist wissenschaftlich und ideologisch neutral abzuklären, was Frühsexualaufklärung bewirkt bzw. was die tatsächlichen Folgen der Unterlassung sein würden.
Welches sind denn nun die wissenschaftlich und empirisch erhärteten Fakten zur Einführung dieser Massnahmen und zur Wirksamkeit dieser Massnahmen? Die eingangs formulierten Diskrepanzen zwischen weit verbreiteten Meinungen und empirisch nachweisbaren Fakten zeigen erheblichen Zweifeln an beiden Lagern auf – und lassen den Verdacht aufkommen, dass in beiden Lagern Meinungen und Ideologien eine zu grosse Rolle spielen anstelle tatsächlicher Fakten.
„Sexualerziehung soll schweizweit in den Lehrplänen der gesamten Volksschule verankert werden“ ist kein erzieherisches und werteorientiertes Ziel sondern nur eine Massnahme! Deshalb ist es nötig, effektive und nachhaltige Ziele konkret zu definieren, diese nachprüfbar und messbar zu formulieren und entsprechende Zielerreichungskontrollen regelmässig durchzuführen.
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Die Qualität, Wirksamkeit und Zielerreichung von schulischen und anderen staatlichen Massnahmen muss von unabhängiger Seite wissenschaftlich korrekt überwacht und sichergestellt werden.
Insbesondere nachdem die aktuelle Studie des Medical Research Council UK derart ernüchternde Resultate zur Wirksamkeit des schulischen Sexualkundeunterrichts aufgezeigt hat, müssen derartige kostenintensive Massnahmen mit einem Übergriff in unsere elterliche Kompetenzen ihre Wirksamkeit und Zielerreichung sicherstellen und nachweisen.
- Eine klare, direkte und frühzeitige Kommunikation zwischen Eltern und Behörden und Lehrpersonen ist dringend nötig, um das Vertrauen zwischen Eltern, Behörden und Lehrpersonen in Basel wieder herzustellen.
Es braucht für Eltern gegenwärtig viel Akribie und Recherchierfähigkeit, nachdem sie durch den Sonntagsblick aufgescheucht worden sind, um sich eine Übersicht über die verschiedenen Papiere und Stellungnahmen zu verschaffen. Bei der Analyse der verschiedenen Behördenpapiere und Behördeninterviews gegenüber den Medien entsteht der Eindruck, dass die verschiedenen Behördenstellen und Politiker auf Bundes- und Kantonsebene, aus dem Gesundheits- und Erziehungsbereich, selbst keinen Überblick haben und kein gemeinsames Konzept verfolgen. Dies schafft in mir als betroffenem Vater kein Vertrauen in die Kompetenz beanspruchenden Behörden.
Denn eine Grundanforderung an öffentliche und professionelle Kompetenzträger wäre ja, dass sie sich durch eine einfache und klare Kommunikation ausdrücken können und Angst, Vorurteile und Mythen durch nachgewiesene Fakten abbauen können.
Dr. Andreas M. Walker
Vater von vier Kindern im Alter von 6 bis 16 Jahre
Ehemaliger mehrjähriger Präsident des Elternrates eines Schulhauses in Basel