In einer Gesellschaft, die sich an einem wirtschaftlichen Weltbild orientiert, sind Patente existenziell, denn Patente sichern das exklusive Recht, eine Erfindung selbst kommerziell zu verwerten respektive dies anderen zu erlauben oder zu verbieten. In einer Welt, in der das Streben nach Innovationen und Verbesserungen eine der höchsten Tugenden darstellt, sollen Patente die ökonomischen Grundlagen dieses Strebens sichern. Wer die Forschungs- und Entwicklungskosten trägt, hat Anrecht auf eine angemessene Rendite.
Als Bauern würden wir sagen: Nur derjenige darf ernten, der auch gesät hat. Nur derjenige darf Äpfel ernten, der den Baum gepflanzt hat.
Und diese Äpfel zeigen uns, weshalb dieses Prinzip heute gefährdet ist: Viele Bäume wurden nämlich von Vorgängern gepflanzt. Warum soll also nicht die ganze Nachwelt am Nutzen partizipieren dürfen? Und Mundraub ist doch kein Diebstahl, schliesslich bin ich auf meinem Sonntagsspaziergang gerade jetzt so hungrig und die Shops sind alle so weit weg und es hängen noch genug andere Äpfel am Baum. Und der Apfel hängt über dem öffentlichen Weg. Und überhaupt …
So scheint angesichts der Dynamik im virtuellen Raum der Schutz von geistigem Eigentum kaum noch möglich zu sein. Ein Musikstück, ein Film, ein Foto, eine Geschäftsidee, ein Konstruktionsplan – der Cyberspace ist öffentlicher Raum; also bedient sich die weltweite Cybercommunity in selbstverständlicher Weise. Früher nannte man das «volkseigenen Besitz». Der Besitzer des Patents darf das Patent gerne weiterhin besitzen – aber im Cyberspace will ich es selbstverständlich gratis nutzen dürfen. Was dieses Verständnis von Eigentum für zukünftige Generationen heissen könnte, gehört aus Sicht der liberalen Marktwirtschaft in den Bereich des «Doom Saying».
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