Technologische Innovationen sind in aller Munde – in jeder Schlagzeile, auf jeder Geschäftsagenda, in jedem Portfolio eines Bankkunden. Innovation scheint das Blut zu sein, das unsere Welt am Leben hält. Die swissfuture Wertewandel-Studie (2004) zeigte, dass es drei Typen von Menschen gibt: 33% zeigen sich ausgesprochen offen für technische Innovationen, 25 % lehnen diese ab – und 42 % haben sich noch nicht entschieden. Erstere sind bereit, sich stetig zu wandeln, und bejahen Veränderungen wie auch Entwicklungen. Das Neue empfinden sie als einen unwiderstehlichen Reiz. Demgegenüber strebt der zwanghafte Mensch das Dauerhafte an. Er möchte sich häuslich niederlassen und die Zukunft verlässlich planen.
Technischer Fortschritt resultierte nicht selten aus der Erfahrung von Knappheit und der Konfrontation mit Begrenztheit. Dabei ist in unserer Gesellschaft im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten die Bereitschaft gross, diese Grenzen nicht einfach mit Verzicht und Selbstbegrenzung zu akzeptieren, sondern sie zu überwinden – mit persönlichem Engagement, mit staatlicher Förderung, mit privaten Investitionen. Die Menschheit ist lernfähig und in der Lage, auf neue Herausforderungen mit neuen Lösungsansätzen zu reagieren. Schon manche Prognose hat sich deshalb nicht bestätigt, weil neue Lösungen gefunden wurden.
So erhoffen wir uns Fortschritte insbesondere im Bereich der Medizin, der Nutzung von Energie und der immer knapper werdenden Ressourcen. Das Haus der Zukunft wird Wärme, Licht und Kommunikation optimieren: Leistung steht zeitlich und räumlich exakt dort zur Verfügung, wo sie konkret benötigt wird. Nur mit der Zukunft der selbstkochenden Küche und des selbsteinkaufenden Kühlschranks ist das so eine Sache, weil beides etwas Emotionales und Persönliches charakterisiert. Und die Zeichnungen von fliegenden Autos gehören wohl auch im 21. Jahrhundert noch in den Bereich Science-Fiction. Jedoch werden der Verkehrsdruck, die steigenden Benzinpreise und das gewandelte Frauenrollenbild dazu führen, dass der Cyber-Home-Arbeiter eine Renaissance erleben wird. Denn die Informations- und Kommunikationstechnologie hat sich de facto zu einer erschwinglichen und greifbaren Grösse entwickelt und die effektive Präsenz des Arbeitnehmers an seinem Platz in der «Fabrik» ist nur noch zu Meetings nötig.
Angst und Sorgen sind grosse Triebfedern der Menschheit auf der Suche nach technischem Fortschritt. Doch das jährliche Hoffnungsbarometer von swissfuture zeigt, dass auch Hoffnung einen wichtigen Aspekt darstellt: Hoffnung, dass Lösungen gefunden werden und Fortschritt möglich ist. Hierbei geht es weder um einen blinden Optimismus im Hinblick auf ein positives Schicksal noch um eine naive Zuversicht, dass übergeordnete Kräfte wie der Staat zu Hilfe eilen. Das Schweizer Verständnis von Hoffnung hängt eng mit Eigenverantwortung und persönlichem Engagement zusammen.
Original erschienen in: Deutsche Asset & Wealth Management, 2014/02, S. 9