«Please do not feed the fears» (Ängste bitte nicht füttern) – die Angst vor dem Chaos, vor dem Tod und dem vollständigen Verlust ist eine der archaischen Ängste des Menschen. Erdbeben, Pest und Kriege prägen das kollektive Gedächtnis in Europa in vielen lokalen Varianten. Die Generation unserer Grosseltern und Urgrosseltern hat erlebt, wie schnell das ganze Ersparte in Europa des 20. Jahrhunderts innert weniger als 50 Jahren wiederholt verloren gehen konnte. Der Nervenkitzel der Katastrophe reizt einen jeden von uns, denn er spricht unsere existenzielle Ebene an. Und er weckt unseren Urinstinkt, dass wir überleben wollen. Um jeden Preis. Deshalb lässt sich mit negativen Zukunftsbildern auf leichte Weise sehr viel Geld verdienen. Heute werden solche Flüche zwar nicht mehr durch Zaubersprüche begleitet, aber Zahlenmagie zeigt auch ihre Wirkung. Und in einer vernunftgeprägten Kultur der Schweiz, in der Prophylaxe und Absicherung so wichtig sind, will keiner derjenige sein, der die exakt berechneten Warnungen der Experten in den Wind geschlagen hat. Also glauben wir gerne und schnell, dass es in Zukunft eigentlich nur schlechter werden kann. Offensichtlich sind wir nicht bereit, vom Philosophen Karl Jaspers zu lernen: «Die Hoffnungslosigkeit ist schon die vorweggenommene Niederlage.»
E wie Evaluation (folgt demnächst)
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