Zukunft – eine Dimension der Angst oder der Hoffnung?

Gemeinsam mit Francis Müller zusammen habe ich mir im Winter 2009/2010 Gedanken gemacht, ob Zukunft eine Dimension der Angst oder Hoffnung sei. In dieser Kategorie meines Blogs werde ich unsere damaligen Gedanken veröffentlichen. Das vollständige Original haben wir unter http://www.hoffnung2010.ch publiziert.

Schlechte Nachrichten, Tag für Tag: Die bad news über Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen, Bankenpleiten, Pandemien, Terrordrohungen und Kindsmissbrauch verunsichern. Der Ausgang der Krisen ist ungewiss. Wir erfahren Irritation und Kontingenz. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, schreibt Hölderlin. Ist die Hoffnung das Rettende? – Durchaus. Weil die Hoffnung personale, soziale und auch ökonomische Ressourcen freisetzt, kann sie zur self-fulfilling prophecy werden.

Im Themenheft „Hoffentlich! Warum wir trotz allem an die Zukunft glauben“ der deutschen Fachzeitschrift „Psychologie Heute“ schreibt Annette Schäfer, dass Hoffnung als einer der wichtigsten Faktoren für Wohlbefinden, Erfolg und Resilienz in der psychologischen Forschung erkannt wird. „Hoffnungsvolle Menschen sind selbstbewusster, konzentrierter und achtsamer als hoffnungsarme Menschen. Hoffnung hilft, schwierige Situationen und Lebensprüfungen zu überstehen.“

Was aber ist Hoffnung? Der Sozialpsychologe Ezra Stotland definiert Hoffnung als die Erwartung eines Ziels, die grösser als Null ist. Die Definition zeigt zweierlei: Erstens ist die Zukunft der Hoffnung inhärent, weil Hoffnung sich in einer temporalisierten Dimension bewegt: Sie richtet sich in eine Zukunft, deren Ungewissheit sie reduziert. Hoffnung setzt Reflexion über die Zeitlichkeit des Seins voraus. Zweitens ist Hoffnung intentional. Man kann nicht einfach so hoffen, sondern man hofft immer etwas Bestimmtes.

In unserer Pilotstudie zum Jahreswechsel 2009/2010 wird dieses etwas Bestimmte der Hoffnung in der Schweiz empirisch untersucht. Mittels einer Internet-Umfrage, an der über 2’700 Personen teilgenommen haben, untersuchen wir, auf welche Felder sich Hoffnungen – und somit auch Zukunftserwartungen – beziehen. Wer sind die bedeutendsten Hoffnungsträger und in welchen Feldern sind sie angesiedelt? In der Wirtschaft, der Politik oder der Religion? Welches sind die Grundlagen unserer Hoffnungen und wie gehen wir mit Enttäuschungen um? Gibt es dabei spezifische Unterschiede? Zwischen den Geschlechtern? Ist Hoffnung abhängig von Alter, Bildungsniveau oder Einkommen?

Unser vorliegender Forschungsbericht führt in verschiedene Definitionen und Konzepte von Hoffnung in Philosophie, Theologie, Psychologie und Soziologie ein, gibt einen kurzen Überblick über Studien zu Zukunftsängsten und Sorgen und erläutert die Methodik, die wir in der Internet-Umfrage Ende 2009 und in der Auswertung und Beschreibung im Winter/ Frühling 2010 angewendet haben. Den Hauptteil dieser Studie bildet eine breite Darstellung der Resultate unserer Internet-Umfrage und unserer Analyse der Print­medien in der Schweiz. Die vollständigen Daten, Tabellen und Grafiken publizieren wir zusätzlich in zwei umfangreichen Anhängen. Die wissenschaftliche Arbeit wird zur Illustration ergänzt durch Interviews mit verschiedenen Persönlichkeiten aus der Schweiz und durch eine umfangreiche Sammlung von Sprichwörtern und Aphorismen zum Thema Hoffnung.

Diese Studie soll ein erster Schritt sein, um eine transdisziplinäre Hoffnungsforschung ergänzend zur Zukunftsforschung, Innovationsforschung, Glücksforschung, Sinnforschung und Risikoforschung zu begründen. Die Realisierung dieser ersten Studie wurde dank der Unterstützung durch die Schweizerische Akademie der Sozial- und Geisteswissenschaften (Bern), durch die Stiftung für Bildung und Forschung (Zürich) und durch erhebliche Eigenleistungen der Autoren ermöglicht.

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