Einleitung
Die grosse, breit abgestützte Hoffnungsumfrage (Hoffnungsbarometer) wurde vom 19. – 30. November 2012 zum ersten Mal gemeinsam mit BILD als Medienpartner und über diverse Social Media Kanäle in Deutschland durchgeführt – 11’339 Personen aus Deutschland haben teilgenommen.
Die Hoffnungsumfrage (Hoffnungsbarometer) basiert auf der mehrjährigen Erfahrung der schweizerischen Hoffnungsumfrage, die im November 2012 zum vierten Mal in der Schweiz gemeinsam mit 20 Minuten als Medienpartner und über diverse Social Media Kanäle durchgeführt wurde. 7’575 Personen haben in der Schweiz teilgenommen.
Die vorliegende Studie bezieht sich auf die Auswertung der deutschen Daten, 6’956 vollständige Fragebögen wurden ausgewertet. (Die mehrheitlich unvollständigen sowie offensichtlich absichtlich falschen oder mit obszönen und rassistischen Bemerkungen ausgefüllten Fragebogen wurden eliminiert.)
Verantwortlich für die Umfrage sind der Initiant Dr. Andreas M. Walker, Gründer von weiterdenken.ch und Co-Präsident von swissfuture, der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung, und der akademische Leiter Dr. Andreas Krafft, Mitglied von swissfuture, Dozent an der Universität St. Gallen. Swissfuture ist eine Mitgliedsgesellschaft der SAGW Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Weitere Details finden Sie auf Internet: http://www.hoffnungsbarometer.com
Die wichtigsten Erkenntnisse
Grosse persönliche Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger
Die „Helden des Alltags“ liegen gemeinsam mit den „Ehe-/LebenspartnerInnen“ nahe an der Spitze.
„Ich selbst“ liegt als Hoffnungsträger in eigener Sache auf Platz 3 – dies zeugt eigentlich von einem gesunden Selbstbewusstsein – Hoffnung bedeutet, an die eigene Zukunft zu glauben, Hoffnung bedeutet, das eigene Schicksal prägen zu wollen.
4 Gruppen des unmittelbaren familiären Umfeldes liegen unter den ersten sechs: Ehe/Lebenspartner, Ich selbst, Kinder/Enkel, Eltern/Grosseltern (Hier ist der einzige geschlechtsspezifisch grosse Unterschied: m: 22%, f: 35%)
Gott, als religiöses Verständnis eines übermächtigen Schicksal, rangiert zwar noch unter den Top Ten, aber doch erst auf Platz 7. Erstaunlich: Zwar nennen 22% „Gott“ als Hoffnungsträger, aber nur 11% nennen Jesus Christus. Was feiert Deutschland eigentlich noch an Weihnachten, wenn die Adventszeit als Erwartung des „Messias“ nicht mehr als „das“ Fest der Hoffnung verstanden wird? D.h. ein knappes Viertel der Teilnehmenden glaubt zwar an einen „Gott“ – aber offensichtlich nicht mehr an einen, der in direktem Zusammenhang mit der biblisch-christlichen, weihnächtlichen Jesus Christus-Botschaft verbunden ist. Damit keine vorschnellen Fehlinterpretationen aufkommen: es handelt sich nicht um eine Islamisierung, da nur 2% „Allah“ gewählt haben. Ebenfalls erstaunlich ist, dass die „Generation Benedikt“ nicht besser erkennbar ist, da auch der aktuelle Papst nur zu 2% gewählt wurde. Demgegenüber ist erstaunlich, dass mit 3.8% knapp doppelt so viele den Dalai Lama genannt haben. Oder lesen die deutschen Christen keine Bild-Zeitung und haben deshalb gar nicht an der Umfrage teilgenommen?
Aus Aussensicht erstaunlich ist, dass die „starken Männer und Frauen Deutschland“ hinten klassiert sind. Zwar stößt der soeben wiedergewählte US-Präsident Obama mit 27% auf den fünften Rang vor, die wichtigste deutsche Politikerin Angela Merkel liegt aber mit 18% auf dem achten Rang deutlich dahinter. Ebenso wurden andere Politgrössen wie Gauck von nur 11% oder Steinbrück von nur 5% genannt. Beachtenswert – auch der eigene Chef/Vorgesetzte ist nur für 4% ein Hoffnungsträger – nur einen Rang vor dem Dalai Lama bzw. zwei Ränge vor Jogi Löw.
Die grossen persönlichen Hoffnungen
Die Hoffnungen auf „Persönliche Gesundheit“, „glückliche Ehe/Familie“ und „Harmonie im Leben“ liegen auf den Spitzenplätzen und zeigen, dass das unmittelbare Leben Priorität geniesst. Beachtenswert ist, dass diese Anliegen noch vor den wirtschaftlichen Anliegen eines sicheren Arbeitsplatzes, vor mehr Geld oder Erfolg am Arbeitsplatz liegen. Beachtenswert ist auch, dass „sichere Arbeit“ vor „sinnvoller Arbeit“ und vor „Erfolg in der Arbeit“ liegen. Offensichtlich nur untergeordnete Themensind : mehr Sex, religiöse Erfahrungen sowie Einfluss und Macht über Menschen.
Die grossen gesellschaftlichen Hoffnungen
In Analogie zur persönlichen Hoffnung „persönliche Gesundheit“ sind auch die „neuen Heilmittel und Therapien“ auf einem Spitzenplatz, gemeinsam mit den Anliegen der inneren Sicherheit: „Weniger Kriminalität“ und „weniger Jugendgewalt“
Beachtenswert: Die wirtschafts-politischen Kernthemen sind breit gestreut, die Bildung steht dabei im Vordergrund, „Mehr Innovation und Fortschritt“ ist weit abgeschlagen. Beachtenswert: die „grünen Anliegen“ sind deutlich zweitrangig, dabei liegt die Hoffnung auf „Keine Umweltkatastrophen“ deutlich vor „neue Energiequellen“ und vor „Erfolg gegen Klimawandel“. Beachtenswert: Trotz der politisch und medial präsenten Thematisierung des Islamismus ist die Bedeutung der Hoffnung auf „Religionsfriede“ weit abgeschlagen
Kuriosum: Obwohl in Politik und Medien zunehmend thematisiert, landet die „Frauenquote“ als gesellschaftliche Hoffnung deutlich auf dem letzten Platz (1.53 bei einer Skala Range von 1-3)
Berufe und Personengruppen, die in besonderer Weise Hoffnung vermitteln sollten
Familienangehörige und „Profis“ wechseln sich in den Spitzenrängen ab: Ehe/Lebenspartner auf Rang 1, Eltern/Grosseltern auf Rang 3, Freunde auf Rang 4, Kinder/Enkel immerhin noch auf Rang 7. Die Gesundheitsberufe belegen den 2. Rang, die Bildungsberufe den 5. Rang.
Politiker/innen belegen zwar erst den 8.Rang, liegen aber immer noch deutlich vor Kirche, Wirtschaft und Medien.
Die Exponenten aus Wirtschaft und Medien scheinen für das Verständnis von Hoffnung keine Rolle zu spielen, sie erhalten weniger als zwei Punkte und landen deutlich abgeschlagen im hinteren Drittel – noch hinter den Vertretern der Religionen.
Aktivitäten, die Sie selbst unternehmen, damit sich Ihre Hoffnungen erfüllen
Deutschland scheint noch immer ein Land der „Denker“ (und Dichter?) zu sein. Dabei scheint auch Eigenverantwortung und eigenes Engagement ein wichtiges Thema zu sein.
Hoffnung wächst auch aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld von Familie und Freunden heraus: Rang 3: Familie, Rang 4: Ehepartner, Rang 5: Freunde
Die religiösen Verhaltensmuster sind nur noch für eine Minderheit eine Option (Gottvertrauen, Gebet, Kirchgang) (Werte liegen unter 2) Auch das eigene politische Engagement scheint in Deutschland keine Option zu sein.
Sprachlich beachtenswert: „Hoffnung“ wird also nicht etwa mit Beten und Glauben, sondern mit Denken und Analysieren verbunden – und mit gelebten Beziehungen.
Mit welcher Grundstimmung erwarten Sie das Jahr 2013? D 2013
Für das eigene private Leben sind die Teilnehmenden eher optimistisch. Für alle anderen Bereiche eher pessimistisch. Für die Entwicklung der Energiepreise gar gegen sehr pessimistisch. Je näher die Betroffenheit liegt, desto grösser ist der Optimismus. Für die Wirtschaft eher etwas optimistischer als für die Politik
Wie optimistisch/pessimistisch sind Sie für Ihr privates Leben für 2013?
Im Durchschnitt hat die deutsche Bevölkerung eine optimistische Grundstimmung was ihr privates Leben im kommenden Jahr 2013 anbelangt. Überaus optimistisch für ihr privates Leben sind Familien und Menschen, die in einer Partnerschaft leben. Insbesondere jene im Alter bis 39. Frauen sind leicht optimistischer als Männer. Je höher die Ausbildung, desto ausgeprägter ist der Optimismus. Weniger optimistisch blicken Singles und Alleinerziehende im Alter zwischen 30 und 60 auf das neue Jahr.
Wie optimistisch/pessimistisch sind Sie für die nationale/globale Wirtschaft und Politik für 2013?
Generell ist die deutsche Bevölkerung wenig optimistisch was die Entwicklungen in Wirtschaft und Politik für 2013 anbelangt, sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene. Frauen sind etwas pessimistischer als Männer. Die negative Haltung der wirtschafts-politischen Entwicklungen in 2013 gegenüber nimmt mit dem Alter zu. Besonders pessimistisch sind Menschen mit lediglich Hauptschulabschluss im Alter zwischen 30 und 39 Jahren sowie Alleinerziehende zwischen 40 und 49.
Wie optimistisch/pessimistisch sind Sie für Klima und Umwelt, Frieden in Asien/Afrika und für die Bekämpfung von Hungersnöten für 2013?
Auch dieser Frage steht die deutsche Bevölkerung im Allgemeinen eher pessimistisch gegenüber. Ältere Menschen sind besonders pessimistisch, besonders wenn sie lediglich einen Hauptschul- oder Realschulabschluss haben.
Wie glücklich ist die deutsche Bevölkerung mit ihren Beziehungen zu anderen Menschen?
Beziehungen, die Hoffnung stärken, basieren auf positive Erlebnisse mit Partnern, Familienangehörigen und Freunden, die von Offenheit, gegenseitiges Verständnis, Respekt, Vertrauen und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet sind. In Deutschland scheinen Frauen mit ihren sozialen Beziehungen zufriedener zu sein als Männer. Menschen mit einer höheren Ausbildung sind im Allgemeinen zufriedener mit ihren sozialen Beziehungen als weniger gebildete Menschen. Besonders zufrieden mit ihren sozialen Beziehungen sind die Menschen im Alter zwischen 60 und 69.
Persönliche Fähigkeit, Kompetenz und Engagement, um persönliche Ziele zu erreichen (Snyder)
Wir fragten die deutsche Bevölkerung nach ihrer persönlichen Fähigkeit und ihrem Engagement bzw. ihrer Ausdauer, eigene Ziele zu verfolgen und zu erreichen. Hier zeigte sich, dass je höher das Ausbildungsniveau ist, desto stärker sind auch das Engagement und die Ausdauer. Interessanterweise ist nebst dem Ausbildungsniveau bei Menschen, die Familie mit Kindern haben oder mit eine/m Partner/in zusammenleben, dieses Engagement etwas stärker ausgeprägt, besonders bei Männern. Mit dem Alter nimmt diese Kompetenz ebenfalls tendenziell zu.
Optimistische Grundstimmung der Zukunft gegenüber.
Optimismus
bezieht sich auf die grundsätzliche Haltung, dass gute und positive Dinge im Leben geschehen werden. Aufgrund der Umfrage konnten wir feststellen, dass auch hier das Bildungsniveau die stärkste Ursache für eine optimistische Grundstimmung ist. Des Weiteren haben jüngere Menschen eine eher optimistischere Grundstimmung. Ebenfalls fördert das Leben in einer Familie oder in einer festen Beziehung eine optimistische Grundstimmung der Zukunft gegenüber. Frauen und Männer unterscheiden sich diesbezüglich nicht signifikant.
Wie wichtig ist Hoffnung für die Bewältigung des eigenen Lebens? Überwiegen die Hoffnungen oder die Ängste?
Mit zunehmendem Alter werden das Gefühl der Hoffnung und die Bedeutung von Hoffnung wichtiger. Für jüngere Menschen (bis 40 jährig) scheint Hoffnung weniger von Bedeutung zu sein bzw. ist die Hoffnungskompetenz noch weniger ausgeprägt. Für Frauen spielt Hoffnung eine wichtigere Rolle als für Männer. Je höher die Ausbildung desto stärker ist die Hoffnungskompetenz. Diese Personengruppen fühlen sich eher hoffnungsvoll in ihrem Leben und können auch in schwierigen Zeiten hoffnungsvoll bleiben. Singles und Alleinerziehende weisen diesbezüglich niedrigere Werte auf.
Wie sinnvoll erleben Sie Ihr eigenes Leben?
Das Empfinden des eigenen Lebens als sinnvoll gründet vor allem in der Wahrnehmung einer erfüllenden Aufgabe und/oder der Möglichkeit, anderen Menschen helfen zu können. So zeigt sich innerhalb der deutschen Bevölkerung, dass Familien mit Kindern, vor allem Frauen, ein stärkeres Gefühl von Sinnhaftigkeit erleben. Alleinstehende Männer zwischen 40 und 49 weisen die niedrigsten Sinn-Werte aus. Eine höhere Ausbildung trägt positiv zum Erleben von Sinnhaftigkeit im Leben bei.
Wie stark erleben Sie positive Gefühle in Ihrem Leben?
Positive Gefühle sind angenehme Eindrücke, die im Zusammenhang mit dem Erleben schöner Situationen entstehen. In Deutschland zeigen ältere Menschen im Durchschnitt positivere Gefühle als jüngere Personen. Menschen mit einer höheren Ausbildung sowie Menschen die in einer Partnerschaft oder Familie leben, empfinden im Allgemeinen häufiger positive Gefühle und seltener Gefühle wie Traurigkeit, Verzweiflung oder Sorge.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben?
Lebenszufriedenheit gründet auf Aspekten wie persönlichem Wohlbefinden, wahrgenommener Lebensqualität sowie einem allgemeinen Glücksgefühl. Eine Ursache für Lebenszufriedenheit ist die Erfüllung begehrter Lebensziele. Zur allgemeinen Lebenszufriedenheit tragen vor allem familiäre Beziehungen und/oder Partnerschaften bei. Singles und Alleinerziehende sind mit ihrem Leben weniger zufrieden. Ältere Menschen (60+) berichten über eine stärkere Lebenszufriedenheit als jüngere Personen. Eine höhere Ausbildung schlägt sich positive auf die Lebenszufriedenheit nieder.
Wie wichtig ist Religion/Spiritualität in Ihrem Leben?
Eine positive Religiosität/Spiritualität kann Menschen bei der Bewältigung von Schicksalsschlägen und Problemen unterstützen. In Deutschland scheint Religiosität/Spiritualität in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle zu spielen. Je höher das Alter, desto wichtiger wird die Bedeutung von Religion und Spiritualität für die Menschen. Für Frauen, insb. bei Familien mit Kindern und Alleinerziehenden, ist Religiosität/Spiritualität von grösserer Bedeutung als für Männer.
Das Hoffnungsbarometer wurde unter der Leitung von Dr. Andreas M. Walker und Dr. Andreas Krafft entwickelt und ausgewertet. Es konnte dank der Unterstützung der Firma Innotix AG mit dem Umfragetool InnoSurvey realisiert werden.