Editorial für das swissfuture Magazin 2010/3, das Ende September erscheinen wird:
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser
Bundespräsidentin Doris Leuthard fordert in ihrer 1.-August-Ansprache eine Debatte über die ferne Zukunft der Schweiz. Wann wird diese „ferne Zukunft“ stattfinden? Unsere Bundespräsidentin selbst gibt in ihrer 1.-August-Ansprache die Antwort, wann die ferne Zukunft beginnt: in 10 Jahren. Diese Antwort erstaunt uns.
Wenn der Zeithorizont durch die Medienlandschaft definiert wird, in der die Tageszeitung am Frühstückstisch bereits alt ist, weil sie nur Mitteilungen von gestern erhält und Neuigkeiten binnen Minuten ins Internet finden, liegt dieser Horizont tatsächlich weit weg. Auch beim Blick auf die Finanzmärkte, die sich auf Quartalszahlen stützen, sind 10 Jahre eine ferne Zeit. In der Politik ist die Legislaturperiode von 4 Jahren ein wichtiger Zeitraum, 10 Jahre wären 2 ½ Legislaturperioden – kaum vorhersagbar, wie dann die Zusammensetzung unseres Parlamentes aussehen wird. 58% der Bundesräte der letzten 100 Jahre und 59% der aktuellen Parlamentsangehörigen sind kürzer als 10 Jahre im Amt. Somit liegt die Vermutung nahe, dass die 10 Jahre symbolisch interpretiert werden sollen: es geht darum weiter zu denken als der eigene Zeithorizont.
swissfuture wurde vor 40 Jahren gegründet, um diese Zukunftsdebatte über die ferne Zukunft der Schweiz auf akademischem Niveau zu ermöglichen.
Texte unserer Vereinsgründer Prof. Dr. Bruno Fritsch und Dr. Gerhard Kocher aus dem Jahr 1970, die als Gründungsmanifeste verstanden werden dürfen, bilden den Auftakt unseres Heftes zum 40-Jahres-Jubiläum. Diese Texte plädieren dafür, Zukunftsforschung als eigene akademische Disziplin zu positionieren. Dieses Ziel haben wir in der Schweiz noch nicht erreicht. In Deutschland kann seit diesem Jahr an der Freien Universität Berlin der weiterbildende Masterstudiengang „Zukunftsforschung“ belegt werden. Das St. Galler Zentrum für Zukunftsforschung ist wieder verschwunden. An der ETH Zürich können im Rahmen der Bauwissenschaften Studiengänge zu Raumplanung und Raumentwicklung belegt werden. Unsere Mitgliedschaft bei der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften ist ein wichtiger Faktor auf diesem Weg in der Schweiz.
Vorstandsmitglied Georges T. Roos blickt in die Schweizer Geschichte der letzten vierzig Jahre und entwirft ein Szenario der kommenden vierzig Jahre. Der deutsche Zukunftsforscher Karlheinz Steinmüller reflektiert die hundertjährige Geschichte der Zukunftsforschung. Als Kind des zwanzigsten Jahrhunderts entstand sie als Reaktion auf die komplexen Problemlagen der Industriegesellschaft. Unser Mitglied Dr. Joël Luc Cachelin gibt uns Einblick in die drei Ebenen der organisationalen Zukunftsschau.
Ein Kapitel zur Vereinsgeschichte darf im Jubiläumsheft nicht fehlen – Co-Präsident Dr. Andreas M. Walker rekonstruiert die Vereinschronologie. Als Abschluss lassen uns die „grandes dames“ des Vorstandes der 90er Jahre – Altbundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz, Sylvia Egli von Matt und Elisabeth Michel-Alder – teilhaben, wie sie vor 20 Jahren Zukunftsforschung prägten.
Damit swissfuture eine attraktive Plattform für die Zukunftsdebatte bleibt, laden wir unsere Mitglieder zu einer Mitgliederumfrage via www.swissfuture.ch ein.
Auf der Grundlage der Studie Hoffnung2010 wollen wir auch in den kommenden Jahren erheben, welches Verständnis und Mass von Hoffnung in der Schweiz existiert – Hoffnung ist die Überzeugung, dass Zukunft stattfinden wird und positiv geprägt werden kann.
Mit der aktuellen Überarbeitung und branchenspezifischen Vertiefung der Szenarien 2010 – 2020 – 2030 zum Wertewandel in der Schweiz wollen wir einen aktiven Beitrag zur Debatte leisten, welche Werte die Schweiz der Zukunft prägen werden.
Dr. Andreas M. Walker und Cla Semadeni
Co-Präsidenten swissfuture
ZUKUNFTSDENKEN
muss sich ändern, denn wir sind nicht nur mit den Problemen unseres Landes konfrontiert, wir sind und werden es immer mehr mit dem Problem, Überleben der Menschheit, konfrontiert.
1984 habe ich mich mit unserer Zukunft, die in der Zwischenzeit teilweise Gegenwart geworden ist beschäftigt. So wie Erfinder zukunftsbestimmte Erfindungen machen und von ihrer Visions-Erfüllung überzeugt sind, so war und bin auch ich noch immer von meiner Zukunftsvision über zeugt.
Globales Zukunftsdenken ist eine Lebensaufgabe und das Resultat sollte, sehr, sehr ernst genommen werden. Der wichtigste Schritt in Richtung Zukunft ist die Sonnenenergie. Die Sonne ist unsere Zukunftsbasis. Ich denke, dass alle Politiker die Sonne als unsere Menschheitsrettung sehen, denn wenn sie das nicht tun, dann fehlt ihnen Weitsicht und Zukunftsverantwortung.